Livingstone - Silvester
Nachdem wir es eigentlich total versäumt hatten uns um eine Unterkunft zu kümmern, sind wir sehr froh darüber gewesen, dass uns die Steyler Missionare aufgenommen haben und so sind wir am 29.12. wohl behalten, nach 6h Fahrt, angekommen und liessen die Sache weiterhin so angeh’n, wie auch schon die Planung lief, nämlich völlig planlos.
Livingstone ist nicht wirklich groß und es gibt nur eine Hauptstraße an der sich fast alles abspielt. Dort sind alle drei Backpackers konzentriert, der Markt, die Tankstelle, die Diskos und Bars und das Museum.
In Lusaka haben wir bereits sehr viele Leute kennen gelernt und so zählen wir bereits die fünft bekannteste sambische Band zu unseren Bekanntschaften, ihren Produzenten, ein paar Mitarbeiter der hiesigen Backpackers und auch ein paar Unternehmer aus Livingstone, letzteres hat uns einen unvergesslichen Aufenthalt beschert.
Wir kamen am Mittag an, es war sehr heiß und wir waren sehr müde. Das erste bemerkenswerte Ereignis war die Taxifahrt zum Missionshaus. Wir wussten nicht wo wir hin müssen aber wir wussten, dass es nicht wirklich weit vom Busbahnhof entfernt ist, jedoch wusste der Taxifahrer wo wir hin müssen. Wir stiegen ein und in weniger als einer Minute wieder aus, es war die kürzeste Entfernung die ich je mit dem Taxi zurück gelegt habe und ich bin mir sehr sehr sicher kürzer wird’s wohl nicht mehr geben in meinem Leben, ne Erfahrung war’s wert und wir haben die einheimische Wirtschaft angekurbelt.
Nach dem beschwerlichen Weg hierher besichtigten wir unsere Unterkunft, es war sehr schön drei Schlafzimmer, Küche, Bad, Wohnzimmer, einfach aber ausreichend und, ja, wir waren erschöpft von der Reise, auch wenn der letzte Part nicht der schwerste war, so war es sehr schwer im Bus die Augen zu zumachen und wir hatten in der Nacht nicht viel geschlafen.
Wir packten unsere Sachen in die Zimmer und dachten schlafen können wir auch später, so machten wir uns auf zum nächsten Backpackers, wir waren mehr durstig als müde und so genossen wir unsere Erfrischung am Pool, aber danach schliefen wir mal 2 Stunden, bevor wir uns wieder zum Backpackers zurück machten. Wir hatten eine Verabredung mit William. William organisiert in Livingstone mehrere Tourismusangebote und er ist einer derjenigen, die wir aus Lusaka kannten. Er half uns bei der Planung und so waren wir ganz beruhigt was dies anging, wir sind dazu ja eh nicht wirklich in der Lage, wie wir nun schon mehrmals festgestellt hatten (Planung ist für Sambia sowieso untypisch, es gibt zwar manchmal einen Plan aber warum habe ich noch nicht herausgefunden).
William zeigte uns noch das richtige sambische Nachtleben und so beendeten wir den ersten Abend sehr zufrieden.
Am nächsten Tag machten wir uns am späten Vormittag auf zu den Viktoriafällen, die wichtigste Sehenswürdigkeit schlechthin, wenn man nach Sambia kommt. Mit dem Taxi ging es auf zu den „Falls“, diesmal sogar eine Strecke, die zu lang gewesen wäre um sie zu laufen. Leider sind die Wasserfälle nicht zu besichtigen ohne Eintritt zu bezahlen. Einheimische zahlen umgerechnet ca. 1€ und alle andern 20$. Wir machten dem Personal klar, dass wir auf unsere Arbeitserlaubnis warten, wenn man die hat, ist man quasi ein Einheimischer und ja es klappte, es war sehr einfach wir hatten alle unsere Reisepässe mit und ein Stück Papier, dass sagte warum diese nun schon den 4. Monat abgestempelt wurden waren. So zahlten wir nur einen Euro und für den wurden wir zwei Augenblicke später wieder entschädigt mit dem Anblick dieser gewaltigen Wasserfälle. Es war atemberaubend. Als erstes läuft man durch einen Wald, dort begrüßt einen die Statur des David Livingstone, er gilt als der erster Weißer, der die Wasserfälle gesehen hat. Dann steht man am ersten Holzgeländer und man sieht den ersten nördlichen Abschnitt dieses Naturwunders.
In der einheimischen Sprache „Tonga“ heißen die Fälle „Mosi oa Tonya“, es bedeutet Donner der qualmt oder auch anders gesagt rauchender Donner. Wir waren dort während einer Zeit, in der das Wasser des Sambesi niedrig ist und deshalb, nicht soviel Wasser herabstürzt. Trotzdem war es sehr „qualmig“ und bei unserer Besichtigung fing es an zu regnen. Es dauerte eine lange Zeit bis wir es mitbekamen, denn der Wasserdampf, der in die Luft steigt, kommt als feine Regentropfen wieder runter und man denkt eh das es regnet. Nur wurde es von Zeit zu Zeit nasser und wir hatten erst anderthalb Stunden hier verbracht, doch plötzlich fing es richtig an und wir wurden so richtig nass, so nass das man denken konnte die waren wohl mit Sachen im Sambesi baden. Klitschnass suchten wir den Weg zum Ausgang und nun standen wir vor einem sehr großen Problem; welcher Taxifahrer würde uns so nass wie wir waren in seinem Taxi mitfahren lassen? Aber wie Juliane sagte, eigentlich müssen die dies doch kennen, dass häufig nasse Touristen ein Taxi brauchen und dementsprechend eine Regenausrüstung für Taxis besitzen.
Die Regenausrüstung bestand dann aus den Fussmatten und wir versuchten uns nicht anzulehnen, prima Lösung des Problems.
Nächster Tag, heute ist Silvester.
Wir waren wieder in die selbe Richtung unterwegs, nur verließen wir diesmal die Strecke ein gutes Stück vor den Viktoriafalls und fuhren in den Busch rein, wir wollten zum Baobab Tree oder auf deutsch Affenbrotbaum (das Wort Baobab habe ich damals im Italienisch Unterricht gelernt, echt cool das es hier das selbe ist). Er ist schon 1000 Jahre alt und wird im Reiseführer als beliebter Aussichtspunkt beschrieben der aus der Umgebung heraus ragt. Auf der Fahrt fielen uns drei Bäume auf, die irgendwie unecht wirkten und die Richtung stimmte auch, zu unserer Überraschung ragte der Baobab nicht aus der Umgebung raus, der Autor des Buches hat wohl die drei als Baum verkleideten Antennen gemeint die gleich nebenan standen. Der Baum glich mehr einer alten mächtigen Eiche, der uns als Aussichtspunkt völlig ungeeignet vorkam. Und wieder zu unserem Erstaunen stimmte die Angabe im Reiseführer nicht das die Besichtigung kostenlos sei, nur 4 $ für Touristen und 1 $ für Einheimische. Also dann, wir stiegen erst mal aus dem Taxi aus und schauten uns den Baum eine Weile an. Es war nicht einfach zu entscheiden was wir nun tun würden. Eine ziemlich dumme Idee war es, dass wir entschieden wandern zu gehen. Das Dumme daran war das die Sonne wirklich heiß war und wir nichts über die Umgebung wussten. Schließlich liefen wir aber nur etwa 30 Minuten in eine Richtung und kehrten danach auf dem selben Weg wieder zurück, verfolgt wurden wir von einer pech schwarzen Wolken Wand. In dieser Situation entstand dann der Spruch des Tages: „Es wird nicht regnen!!! Auf keinen Fall.“.
Auf unserer Entdeckungstour im Busch sahen wir viele Paviane und eine sehr schöne Landschaft. Wieder zurück am Baobab Tree und immer noch mit der Gewissheit, dass es nicht regnen wird, setzten wir uns auf eine Bank und nahmen unser Mittagessen zu uns. „Uns“ waren mittlerweile nicht nur Kristyna, Juliane, Janin und Ich, wir hatten noch den einsamen Wachmann eingeladen, der den Baum vor nicht zahlenden Besuchern schützen sollte und circa 6 Affen wollten auch an unserer Mahlzeit teil haben. Irgendwie erinnerte uns dieser dunkle Himmel an die gestrigen Ereignisse, die zu einem vorzeitigen Abbruch des Tagesausflugs führten, obwohl der Regen bereits nach 30 Minuten vorbei war. Tja wir lernten aus dem Fehler. Dieser große Baum eignete sich super zum unterstellen. Der Wachmann war echt nett, als es zu regnen anfing ging er zu einem der Antennenmaste und kam mit einer gelben Regenjacke für uns wieder. Nachdem der Regen aufgehört hatte, trauten sich die Affen schon bis auf 5m an uns ran. Ihr einziges Anliegen bestand weiterhin darin etwas zu essen zubekommen, wir gaben ihnen ein Apfel und er uns ein super Fotomotiv.
Der Regen ging vorüber und wir gingen auf die Plattform, von unten sah es ja nicht wirklich spektakulär aus aber von oben hatten man doch eine sehr gute Aussicht. Wir sahen den Sambesi und seine Umgebung und wir hatten einen Überblick über Livingstone. Von den Wasserfällen sahen wir nicht allzu viel nur der Rauch, den man auch sonst schon von weither sieht. Trotzdem war der Baum ziemlich interessant und unser Wachmann erzählte uns die Geschichte dazu; all diese Namen, die in den Baum geritzt waren, waren von Kämpfern die während der Unabhängigkeit und schon davor für die Freiheit Sambias gekämpft haben.
Zum Abschluss dieser Ausflugsetappe wanderten wir den Weg zur Hauptstraße zurück und schauten nach einem Taxi.
Nächster Halt Museum. Ja auch ein bisschen Bildungsarbeit an uns selbst haben wir geleistet.
Das Museum in Livingstone bedient wirklich ein breites Feld mit alldem was Sambia anbelangt. Von den ersten Anzeichen menschlichen Lebens in diesem Gebiet der Erde bis zur jüngsten Geschichte und natürlich eine Sonderabteilung zu David Livingstone. Nicht nur Geschichte, sondern auch das alltägliche Leben, Tradition und Ansichten werden anschaulich erklärt. Nach diesem Input mussten wir erst mal nach Hause, wir wollten unsere Polinnen begrüßen, die heute pünktlich zur Silvesternacht in Livingstone ankommen wollten. Mit 3 Stunden Verspätung klappte dies auch.
Nun machten wir uns für die Feier bereit. Um 19 Uhr fing es an, wir haben uns mit unseren sambischen Freunden in einem der Backpackers verabredet, von dort ging es zum ersten Ort, an dem wir nur ein paar Minuten rum saßen und der Jazz Musik lauschten, so richtig wollte hier keine Stimmung aufkommen und als wir gehen wollten liefen Asia und Kasia (die Polinnen) an unserem Tisch zufällig vorbei und wir luden sie mit ihren Freundinnen ein uns zu begleiten; zum nächsten Club, in dem es dann soweit war; die Feierlaune wurde besser und besser, es wurde voller und voller und mehr und mehr wurde deutsch gesprochen. Ja deutsch, wir haben ganz schön viele Leute an diesem Abend getroffen aber auch nur weil hier gerade eine Gruppe Namibia-Deutsche Urlaub machte. Diese Leute waren noch nie in Deutschland und gerade deshalb fand ich ihren Akzent sehr interessant und manchmal war es echt schwierig diesen bayerisch/ schweizerischen Akzent zu verstehen. Aber einer kam dann doch tatsächlich aus Deutschland.
Die Minuten bis zum neuen Jahr wurden immer weniger und dann war es soweit, eine Stunde eher, als unsere Familien und die meisten unserer Freunde, begannen wir das neue Jahr. Sogar ein Feuerwerk gab es, scheinbar das einzige in ganz Livingstone, produziert von Janin und Juliane mit 4 Raketen, bereitete allen Club Besuchern ein sehr unterhaltsames Spektakel. Das Beste waren die Flugbahnen der Raketen, die sehr außergewöhnlich waren. (Keine Sorge es war nie gefährlich, die Richtung der Raketen war absehbar).
Wir zogen dann noch mal um und feierten bis früh um 4 Uhr.
Der nächste Tag brachte uns wieder zurück zu unserer Reisethematik „Planlosigkeit“.
Liebe Studenten der Planlosigkeit,
Heute beschäftigen wir uns mit dem Zufall. Fallbeispiel Nummer 1: Am Neujahrsmorgen verlässt Person K das Haus auf der Suche nach ihrem Frühstück. Zufällig trifft sie einen Freund der sie mitnimmt.
Die Auswirkung:
Als der Rest der Gruppe in der Mittagszeit aufwacht, wundern sie sich, wo Person K abgeblieben ist. Wie Person K, haben sie das gleiche Bedürfnis und gehen auf Nahrungssuche. Zum Abschluss der erfolgreichen Nahrungsmittelbeschaffung gehen sie noch einen Kaffee trinken. Plötzlich meldet sich Person K und berichten von den Geschehnissen und außerdem, dass sie heute Abend eine Bootsfahrt machen werden.
Aufgabe: Beschreiben Sie zunächst aus ihrer Sicht den Zusammenhang zwischen Zufall und Auswirkung, berücksichtigen sie dabei besonders die Rolle der Person K!
OHJA Herr Professor, dieser Zufall, dass Person K auf einen Freund trifft, kann mit guten gewissen mehr als Glück bezeichnet werden, denn die Folgen waren damit noch nicht wirklich beendet:
Um 15 Uhr wurden wir dann von unserm Freund abgeholt, das besondere an dieser Bootsfahrt war, dass unser Freund einen sehr guten Preis für uns arrangierte und wie wir später erfuhren, war diese Fahrt heute besonders, ein Art VIP Fahrt. Es war toll auf dem Sambesi es gab zu Essen und zu Trinken soviel wir wollten und die Gesellschaft war grandios. Als es plötzlich zu regnen begann und der Wind sehr stark wurde, hatte keiner schlechte Laune, wir lachten und tanzten zusammen, machten Photos von der wunderschönen Umgebung und von uns selbst. Alles in allem war dies eines der besten Erlebnisse, die wir in Livingstone hatten und welches uns sicherlich in guter Erinnerung bleibt.
Ein weiteres Highlight geschah an unserm letzten Tag in Livingstone wir wollten unbedingt noch mal zu den Vick Falls, aber als erstes kümmerten wir uns an diesem Morgen um den Bus zurück nach Lusaka, leider konnten wir nur noch den letzten Bus an diesem Tag nehmen.
Wie immer mussten wir uns für den Tag etwas zu Essen kaufen, natürlich hatten wir die Absicht an den Wasserfällen zu essen. Während des Einkaufens, bekamen wir einen Anruf von einem Freund in Livingstone und entschieden das wir alle gemeinsam am Nachmittag hinfahren. Der Nachmittag kam und nach 1h Wartezeit konnten wir los.
WAU dieser Tag wurde mit dem gestrigen Abend zusammen zum Highlight unseres Urlaubs gekürt. Anders als beim ersten mal, hatten wir diesmal an Regensachen gedacht und wir gingen nicht als erstes zu den Wasserfällen. Wir wurden von unserem Freund zum Boiling Pot geführt. Nachdem das Wasser in eine Schlucht stürzt, führt eine weitere schmalere Schlucht das Wasser zum Sambesi, in jener Schlucht herrschen Stromschnellen und der Boiling Pot ist der Punkt an dem das schnelle Wasser auf den ruhigen Teil des Flusses trifft. Regensachen hin oder her es regnete nicht es gab strahlenden Sonnenschein, so verbrachten wir 2h auf den Felsen und hatten ganz viel Spass zusammen. Natürlich muss man, um an diesen herrlichen Ort zu gelangen, die 100m Höhenunterschied hinabsteigen und natürlich ist der Weg nach oben extrem anstrengend, aber die Natur die man durchstreift und der Erfrischungsgetränkestand am oberen Ende machten es weniger schlimm als es war.
Oben angekommen schauten wir nach, ob sich die Vick Falls seit unserem letzten Besuch verändert hatten, schon klar das sie es nicht taten aber immer noch war es atemberaubend und wieder mal konnten wir dieses Naturwunder betrachten und genießen.
Es war mittlerweile bereits 17 Uhr geworden als wir uns auf den Weg zum Ausgang machten. Doch anstatt geradeaus zu gehen bogen wir links ab. Dieser Weg war mir noch nie aufgefallen. Er führte auf die andere Seite der Wasserfälle, dort wo sich die Fallkante befindet. Fast neben der Fallkante entdeckten wir einen schönen Uferplatz und wir wussten sofort das ist der Platz an dem wir unser Abendbrot essen. Leider war nicht mehr viel übrig und das was übrig war hatte ganz schön in der Sonne leiden müssen. So entschieden wir bei unserm Freund zu Hause zu essen.
Nun geschah das aller aller Beste des ganzen Urlaubs, wie aus dem Bilderbuch schauten wir an unserm letzten Abend, völlig einsam im Park, am Rande der Vicktoriafälle sitzend, dem Sonnenuntergang zu. Dies war wirklich wunderschön der Sonne zu zuschauen wie sie über den Bergen unter geht, das Wasser donnert den Felsen herab und der Wasserdampf steigt wieder nach oben und um uns herum alles still.
Eigentlich sollte die Geschichte nun zu Ende sein aber eine letzte Sache gibt’s da noch zu erzählen. Das Abendessen bereiteten wir bei unserm Freund zu Hause zu. Unterwegs kauften wir Nudeln und Ketchup, einfach und gut. Auf jeden Fall war es das erste mal das wir in einem Haus einer sambischen Familie drinnen waren. In einem sambischen Haus gibt es nicht sehr viele Möbel, das muss auch nicht sein, da die Sambier die meiste Zeit draußen verbringen.
Wir verliessen Livingstone mit einem sehr guten Gefühl, wir waren sehr glücklich über die unzähligen wundervollen Eindrücke und Erfahrungen die wir in den letzten Tagen hatten.